An ein Ziel zu denken, ist wie nach einem Briefkasten Ausschau zu halten, wenn man einen benötigt. Für gewöhnlich werfen wir wenig Blicke auf Briefkästen, die in unserer Umgebung (oder einer fremden) postiert sind. Sobald wir aber einen Brief aufzugeben haben, werden wir überall diese Kästen sehen.
Wenn man einmal angefangen hat, ein bestimmtes Ziel ins Auge zu fassen, dann fängt man bereits an, Lösungen und Wege zu suchen, um dieses Ziel zu erreichen. Wichtig ist dabei, ob du dieses Ziel selbst erreichen kannst, sprich, ob diese Zukunftsvorstellung erstens im Bereich des Möglichen liegt und ob du es zweitens selbst kontrollieren kannst. Stell dir dazu folgende Frage: Liegt die Zielerreichung unter deiner eigenen Kontrolle?
Jeder Mensch soll sein eigenes Ziel formen und danach streben, es zu erreichen;
so kommt er sicherer vorwärts, als wenn er den Zielen anderer nachlebt, die zu erreichen er niemals hoffen kann.
Vivekananda
Ziele, die wir von Aktivitäten und Bedingungen anderer abhängig machen, sind automatisch zum Scheitern verurteilt und platzen wie eine Seifenblase beim ersten Hindernis. Das soll nicht heißen, dass ich wie ein einsames Wesen durch die Welt irren muss und keinerlei Hilfe von außen annehmen darf.
Man kann, meint Gurdjieff, auf dem eigenen Weg nur weiterkommen, wenn man diesen als eine Leiter betrachtet, auf der man mit größter Anstrengung die höhere Sprosse erreicht und mit der anderen Hand Nachfolgern auf die eigene hilft. Wer sich mit einer Stufe identifiziert und auf ihr stehenbleibt, sich gar umdreht und sich bewundern lässt, vollzieht keinen inneren Fortschritt und stagniert.
Der Philosoph Schopenhauer vertieft dies noch, wenn er schreibt:
„Es wird zu unserem Glücke beitragen, wenn wir beizeiten die simple Einsicht erlangen, dass jeder zunächst und wirklich in seiner eigenen Haut lebt, nicht aber in der Meinung anderer, und dass demnach unser realer und persönlicher Zustand […] für unser Glück hundertmal wichtiger ist, als was es anderen beliebt, aus uns zu machen. Der entgegengesetzte Wahn macht unglücklich.“
(Schopenhauer 1974, 59f)
© Copyright by Thomas Zerlauth, Mental-Coach Österreich
Dieser Text stammt aus dem Mentaltrainings-Buch „Sport im State of Excellence“. Mit NLP und Mentalen Techniken zu sportlichen Höchstleistungen.
Verlag Junfermann, 1996